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Arbeitskreis Wasseramsel

WasseramselDie Wasseramsel an der Kinzig und deren Nebenflüssen aus Vogelsberg und hessischem Spessart wird beobachtet und deren Bestände jährlich notiert, ausgewertet und veröffentlicht. Insgesamt werden 365 km Bachläufe untersucht.

Die Wasseramsel im MKK: „Ökologisches Frühwarnsystem der Mittelgebirgsbäche"

Seit einem halben Jahrhundert bemüht sich der Naturschutzbund (NABU) im Main-Kinzig-Kreis um den Erhalt einer ganz besonderen Vogelart – die Wasseramsel.
Seit 1958 beobachtet der von Raimer Thienhaus gegründete Arbeitskreis Wasseramsel des NABU die Bestandssituation des scheuen Unterwasserjägers. Raimer Thienhaus und zahlreichen Mitstreiterinnen und Mitstreitern gelang es in den 1960er und 1970er Jahren, den stark dezimierten Bestand der Tier wieder aufzubauen.

Spätestens seit Mitte der 1980er Jahre ist der Wasseramselbestand im Main-Kinzig-Kreis wieder stabil und bewegt sich im Rahmen normaler Bestandsschwankungen jährlich zwischen etwa 120 und 150 Brutpaaren. Auch das vergangene Jahr bildete keine Ausnahme. 2007 wurden 137 Brutpaare gezählt. Die Stabilisierung dieser Zeigerart für intakte Mittelgebirgsbäche und -flüsse ist eine Erfolgsgeschichte des hessischen Naturschutzes, freut sich Biologin Sibylle Winkel von der Landesarbeitsgruppe Biodiversität im NABU Hessen.

Den Tiefpunkt erreichte der Wasseramselbestand bereits zur Mitte des letzten Jahrhunderts. Die allgegenwärtige Wasserverschmutzung, der Verlust an Brutplätzen aber auch die Nachwirkungen direkter Verfolgung hatte der Vogelart schwer zugesetzt, berichtet Horst Basermann, der seit 2001 als Leiter des Arbeitskreises Wasseramsel die Nachfolge von Raimer Thienhaus angetreten ist. Noch bis in die 1950er Jahre wurde die Wasseramsel als vermeintlicher Fischräuber verfolgt und geschossen. Erst jahrelange Überzeugungsarbeit konnte manchen Angler und Fischer davon überzeugen, dass sich Cinclus cinclus vorwiegend von Wasserinsekten ernährt und kleine Fische nur ausnahmsweise auf dem Speiseplan der Tiere stehen.

Ein anderer Grund des Bestandsrückgangs war der Verlust an Brutmöglichkeiten. Alte Steinbrücken, Wehre und Mühlen, die mit ihren Mauernischen Jahrhunderte lang ideale Nistmöglichkeiten boten, wurden in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr beseitigt oder durch nischenfreie Betonkonstruktionen ersetzt.

Hier konnten Raimer Thienhaus, Horst Basermann und die Mitstreiter vom NABU ansetzen. Mit speziell angefertigten Nistkästen, die vor allem unter Brücken, aber auch an Bäumen im ganzen Main-Kinzig-Kreis angebracht wurden, fanden die Tiere eine neue Heimat. Der soziale Wohnungsbau für Wasseramseln sprach sich wohl unter den Tieren schnell herum, so Sibylle Winkel. Heute brüten über 90 % der Tiere in den Nistkästen des NABU.

Rund 320 Spezial-Nistkästen stehen aktuell den Tieren im MKK an 47 Fließgewässern mit einer Länge von 340 Kilometern zur Verfügung. 40% der Kästen sind von Wasseramseln bewohnt. Gelegentlich nutzen auch andere Vogelarten wie Zaunkönig,Bach- und Gebirgsstelze die Luxusbehausungen. Die meisten Tiere brüten entlang der Bäche und Flüsse, die von Spessart, Rhön und Vogelsberg der Kinzig zufließen. Hier finden die Tauchvögel klares Wasser mit einer optimalen Sichttiefe sowie Kies und Geröll als Substrat. Auch die Kinzig selbst bietet in ihrem Ober- und Mittellauf zahlreichen Brutpaaren genug Nahrung.

Im flachen Westkreis dagegen dünnen die Bestände aus. In den Sandbächen der Niederung kann sich der Vogel beim Tauchen nicht im Substrat festkrallen; zudem ist das Nahrungsangebot in diesen Gewässern nicht ausreichend. Die Kinzig selbst ist in ihrem Unterlauf zu tief und zu trüb für die nach Wasserinsekten tauchenden Tiere.

Weit über 20 Aktive tragen jährlich für das NABU-Langzeitprojekt Daten aus allen Teilen des Kreises zusammen, um die Entwicklung der Population zu dokumentieren. Neben dem konkreten Artenschutz steht für die ehrenamtlich Naturschützer das Monitoring der Fließgewässer im Vordergrund.

Der Wasseramselbestand ist ein gutes Frühwarnsystem für den Zustand der Fließgewässer in den Mittelgebirgslagen, so NABU-Biologin Sibylle Winkel. Wenn es dem Wasseramselbestand gut geht, ist auch das gesamte Ökosystem in einem guten Erhaltungszustand. Die Langzeitbeobachtungen des NABU liefern deshalb sehr wichtige Datenreihen und wissenschaftliche Erkenntnisse, die auch für die Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und der FFH-Richtlinie von Bedeutung sind. Sollte der Bestand im Main-Kinzig-Kreis wieder unter 120 Brutpaare sinken, wäre das ein deutliches Alarmsignal, so die Biologin.

Doch davon kann derzeit zum Glück keine Rede sein. Auch 2008 war wieder ein gutes Wasseramseljahr, so Arbeitskreisleiter Horst Basermann. Allerdings liegen noch nicht alle Daten vor. Erst in einigen Monaten werden wir wissen, wie der Bruterfolg des kleinen Tauchvogels in diesem Jahr war. Zur Komplettierung des Beobachternetzes sucht der NABU noch aufmerksame Wasseramselfans und Naturbeobachter. Interessierte können sich bei Thomas Mathias melden: Tel. 0175 7258273 .

Betreuer

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