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Vogeltod an Glasflächen-NABU gibt Tipps zur Vermeidung von tausendfachem Anflugtod
NABU (MKK): Der Mai ist gekommen - die Vögel fliegen aus. Doch leider ist für viele Jungvögel der erste Flug oft auch der letzte, bedauert die Biologin Sibylle Winkel vom NABU Kreisverband Main-Kinzig. Besonders junge Tiere, die ihre ersten eigenen Flüge in für sie unbekanntem Terrain durchführen, holen sich tödliche Verletzungen an Glasfassaden und Fensterscheiben. Der NABU gibt Tipps, wie diese Todesflüge verhindert werden können.
Viele haben es bereits am eigenen Fenster oder an einer Glasfassade selbst erlebt. Plötzlich gibt es einen dumpfen Knall und vor der Scheibe liegt ein Vogel am Boden. Manchmal nur etwas benommen und nur leicht verletzt - oft aber mit tödlichen Kopf- oder Rumpfverletzungen.

Vogelgefährliche Bushaltestelle in der Kinzigaue in Steinau (Foto S.Winkel)
"Betroffen sind alle Arten", erläutert Diplom-Biologin Sibylle Winkel. "Es trifft die kleinen Arten wie Blaumeisen und Sperlinge ebenso wie junge Buntspechte oder sogar Enten. In der Summe sterben riesige Mengen an Vögeln." Für die USA errechneten Ornithologen eine Zahl zwischen 100 Millionen und einer Milliarde Vügeln, deren Leben jährlich an einer Glasscheibe endet. Auch in Deutschland dürften jährlich Millionen Tiere so zu Tode kommen.
Dr. Klaus Richarz, Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte mit Sitz in Frankfurt am Main, nennt die Gründe dafür. "Glas ist", so Hessens Chef-Ornithologe, "eine doppelte Gefahrenquelle. Es reflektiert die Umgebung. Bäume und Himmel spiegeln sich und täuschen so dem Vogel einen Lebensraum vor. Und es ist durchsichtig. Der Vogel sieht nur eine Pflanze hinter dem Glas und nimmt das Hindernis davor nicht wahr."
Nachsorge tut Not!
"Der permanente Aderlass in der heimischen Vogelwelt müsste eigentlich nicht sein", betont Richarz. Große Glasflächen kann man vielerorts mit einfachen Mittel nachrüsten.
"Doch nur eine flächige, sich möglichst von der Umgebung abhebende Markierung bringt den nötigen Schutz", ergänzt Sibylle Winkel. "Am besten bewährt haben sich senkrechte Streifen, die etwa 2 cm breit sind und im Abstand von höchsten 10 cm zueinander angebracht werden". Im Fachhandel werden sogenannte "Bird Stripes" angeboten - praktikabel sind aber auch einfache schwarze und weiße PVC-Klebebänder.
Nach einem anderen Wirkungsprinzip und weniger aufdringlich wirken Muster auf Glasflächen, die Vögel zwar warnen aber für uns Menschen unsichtbar sind. Hier macht man sich das Prinzip zunutze, dass Vögel anders als Menschen UV-Licht sehen können.

Biologin Sibylle Winkel mit toten Jungspechten an einer Glasfront im S-Bahn-Bereich Offenbach-Bieber (Foto Matthias Kuprian)
Neben diesen Innovationen gibt es aber auch einfache und wirkungsvolle Möglichkeiten für den Hausgebrauch, betont NABU-Expertin Sibylle Winkel. So etwa Gardinen, Jalousien, Dekorationen oder Firmensignale an den Fenstern. Auch eine fassadennahe, dichte Begrünung hält Vögel mitunter vor tödlichen Kollisionen ab. Bereits ein zeitweiliger Verzicht aufs Fensterputzen kann hilfreich sein, denn der Spiegeleffekt der Scheiben nimmt ab und gleichzeitig reflektieren kleine Staubteilchen UV-Licht. "Bis uns der fehlende Durchblick wirklich stört", so die Biologin augenzwinkernd, "haben die Jungvögel mit unserem "persönlichen Spinnennetz-Effekt" die Fensterscheiben kennen gelernt."
Noch besser wäre es allerdings, würde man bereits Schutzmaßnahmen vor Baubeginn durchführen. Auch hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten wie etwa der Einbau von Milchglas, Kathedralglas, von geripptem, geriffeltem oder mattiertem Glas oder mit Sprossen unterteilten Fenstern.
"Technisch ist das Problem fast überall lösbar", so Sibylle Winkel abschließend. "Der NABU Main-Kinzig appelliert deshalb an alle Naturfreunde und aufmerksame Beobachter, auf solche Ereignisse zu reagieren. Bauherren und Hauseigentümer sollten Abhilfe schaffen. Vogelgefährliche Bushaltestellen wie in Steinau oder andere öffentliche Einrichtungen mit problematischen Fassaden können auch an den NABU-Kreisverband Main-Kinzig gemeldet werden."
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